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Heute nach 35 Jahren

Eine Dokumentation zur Technikgeschichte in der DDR

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands war leider auch der Untergang für viele Bereiche der Industrie, der Wissenschaft, Forschung und Entwicklung der DDR einhergegangen. Für viele Menschen ergaben sich neue Chancen, andere hatte es sehr schwer sich an das System Bundesrepublik Deutschland anzupassen. Es gab in der DDR-Zeit Lebensabschnitte auf die man mit Recht stolz sein kann.

Nach 35 Jahren haben wir uns entschlossen, unsere wissenschaftlich-technischen Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Leistungen unserer Mitarbeiter zu würdigen. Wir wollen auch zeigen, dass es in der DDR in den 80er Jahren Entwicklungen von höchstem technischen Niveau von einem kleinen Team möglich war. Neben den technischen Details möchten wir hier darstellen, wie wir diese Zeit erlebt haben und welche Herausforderungen und Abenteuer zu bestehen waren.

BOTAX 80 in der vom MDR ausgestrahlten Reportage „Zeitreise“ 2020

Das Video zeigt den Auszug (Länge: 7:23 min) speziell zum Thema „BOTAX 80“ in der Sendung MDR „Zeitreise“ vom 24.05.2020.

Wenn Sie die nur (7:23 min) BOTAX 80 sehen wollen, starten Sie durch Klick im Bild

Wenn Sie die komplette Sendung (28:08 min) ansehen wollen, klicken Sie hier
>MDR Zeitreise zum Thema „Mobil im Sozialismus“

Dann: > Ergänzende Informationen in der Nachbetrachtung des MDR

Reminiszenzen

Dr.Ing. Eberhard Treufeld:

Meine Zeit beim WTZK von 1976 bis 1990 war die interessanteste und schöpferischste in meinem gesamten Berufsleben. Es waren großartige Aufgaben, große Verantwortung und harte Arbeit. Der Einsatz der Mikroelektronik war totales Neuland, es gab weder für die Entwicklungsabläufe noch für die Überleitung in die Serienproduktion Erfahrungen. Dazu kamen die beschriebenen systembedingten Probleme. Das Risiko war sehr groß und es gab Situationen, in denen Forschungsthemen, die berufliche Entwicklung und sogar das Privatleben auf Messers Schneide standen. Das das alles erfolgreich bewältigt werden konnte, war nicht zuletzt dem außerordentlichem Engagement aller Mitarbeiter zu danken. Wir können sehr stolz sein auf das was wir geschafft haben.

Es gibt aber keinen Grund in Nostalgie zu verfallen und es war in der DDR-Zeit nicht alles gut! Die Einstellung zu unserer Arbeit hatte viel mit Berufsethik als Ingenieur und dem Entdeckerdrang zu tun. Das Einkommen lag in der Regel weit unter dem eines Handwerkers. Die Sehnsucht, die Welt zu entdecken war riesengroß und unerfüllbar. Alles war geplant und kontrolliert durch die Partei und die Stasi. Wir lebten in einer Nische bei teilweise sehr bescheidenem Glück.

Der Untergang der DDR war folgerichtig, aber für viele eine persönliche Katastrophe. Alle Werte, die wir für wichtig hielten verkehrten sich ins Gegenteil. Die gewonnene Freiheit war großartig, aber sie war in der Regel an Vermögen gebunden. Die 1991 in Scharen zugereisten „Wessis“ machten es uns vor. Mit unglaublicher Gier und Rücksichtslosigkeit verdienten sich viele eine „goldne Nase“ auf unsere Kosten. Wir mussten von jetzt auf gleich einen neuen Job finden und mussten lernen, sich als Ware bestmöglich zu verkaufen. Neue Vorgesetzte agierten oftmals nach Gutsherrenmanier. Die Würde der Menschen ist unantastbar….- Aber es war nicht alles schlecht.

In relativ kurzer Zeit haben wir uns zurechtgefunden. Die Demokratie ist etwas großartiges – wenn auch manchmal mühselig. Ich wünsche mir auf keinen Fall wieder die Rückkehr in DDR-Verhältnisse. – Es ist vieles gut geworden!

Dr. Ing. Andreas Kretschmer

Ja das war eine spannende Zeit im Wissenschaftlich Technischen Zentrum des Kraftverkehrs der DDR in Dresden. Unser Entwicklungsteam hat den Fortschritt der Mikroelektronik mehr als ein ganzes Jahrzehnt mitgemacht, viel gelernt und auch viel bewegt. Wir waren ein junges Team und, wie es Dr. Ing. Treufeld beschrieb, das Berufsethos als Ingenieur und das Interesse an technischen Entwicklungen hat uns beflügelt, allen Schwierigkeiten zum Trotz, gute Erzeugnisse zu entwickeln. Dass wir damit ein Kapitel Technikgeschichte in Theorie und Praxis mitgemacht haben, daran erinnern wir uns alle gern.

Dr.Ing. Rainer Schubert:

Zunächst erst mal meinen Respekt und Dank an Dr. Treufeld und Herrn Nerlich, dass Sie sich sich die Mühe gemacht haben, viele Details der technischen Entwicklung im WTZK der 80er Jahre zusammenzutragen und auch übersichtlich im Internet zu präsentieren. Da bleiben zumindest viele Erinnerungen erhalten, auch wenn die Technik nach der Wende rabiat vernichtet wurde.

Die Schilderungen, wie selbsternannte „Gärtner“ die „blühenden Landschaften“ zu ihren Gunsten entwickeln wollten, finde ich Spitze und dies drückt auch das Gefühl vieler vereinnahmten und aus ihrem bisherigen Berufsleben verdrängter Menschen aus.

Nachruf Gerhard Schneider

verstorben Dezember 2019

Von unserem ehemaligen Kollegen Alfred Kamenka erhielten wir die traurige Nachricht dass unser langjähriger Kollege Gerhard Schneider im Dezember 2019 verstorben ist. Wir sind tief betroffen. Gerhard Schneider war ein hervorragender Fachmann auf dem Gebiet der Leiterplattenfertigung. Ihm haben wir es zu danken, dass wir auf diesem Gebiet für hohe Kompetenz bei der Fertigung hochwertiger Leiterplatten bekannt wurden.
Als Kollege war Gerhard außerordentlich beliebt. Aufgrund seiner reichen Lebenserfahrung holten wir uns oft zu allen möglichen Problemen Rat und er wirkte mit seiner Persönlichkeit sehr positiv bei der Teamentwicklung. Für viele war er ein persönlicher Freund.
Wir werden ihm immer in dankbarer Erinnerung behalten.

Übergabe des Taxicomputers BOTAX 80 als Exponat der Technischen Sammlungen Dresden

Am 12.10.2018 wurde in einer feierlichen Veranstaltung in Anwesenheit der örtlichen Presse und des Fernsehens das Exponat BOTAX 80 übergeben. Herr Dipl.Ing. Nerlich hatte ein altes Gerät von Ebay ersteigert und in mühevoller Arbeit und mit großem Zeitaufwand wieder voll funktionsfähig gemacht. Dr. Pulla (Kustos der TSD) und Dr.Ing. Kretschmer (WTZK) haben dann das Gerät in sorgfältiger Kleinarbeit zu einen attraktiven Ausstellungsstück aufbereitet. Wir danken den genannten Kollegen, sie haben so den BOTAX 80 vor dem Vergessen bewahrt. Die Kosten für den Erwerb des Botax 80 wurden durch die ehemaligen Mitarbeiter übernommen.

Übergabeveranstaltung im TSD, – R-P. Nerlich und Andreas Kretschmer erläutert Details zur Hardware
Bildautor: DNN Oiger
Dipl.Ing. (FH) Otte und Dr.Ing. Treufeld präsentieren das Innenleben des BOTAX 80
Bildautor: DNN Oiger

Wie kam die Verbindung zu den Technischen Sammlungen (TSD) zustande?

Dr. Kretschmer erinnert sich:

Es war 1996 als ich durch Zufall auf einem Bus des Fernverkehrs einen Fahrscheindrucker FABUS 1. Ich bin in den Bus eingestiegen und habe mir einen Fahrschein gekauft. Anschließend bin ich zu den mir noch bekannten Gebäuden des Kraftverkehrs in Dresden gefahren und habe dort mit den Mitarbeitern gesprochen und dort einen ausgebauten Fahrscheindrucker bekommen. Den habe ich dann, zusammen mit einer Technischen Beschreibung in die TSD gebracht. Das war der Anfang. Als Ralf Nerlich als treibende Kraft der BOTAX-Nachwendeuntersuchung, mich zwecks technischer Themen kontaktierte, lag der Gedanke nahe, auch den BOTAX in die TSD zu bringen. Die TSD hatte zu diesem Zeitpunkt von weiteren Entwicklungen und zum WTZK überhaupt wenig oder nichts gehört und der Rahmen unserer Übergabe war auch ein Novum für die TSD. Das wurde unter reger Pressebeteiligung in einer Art Kolloquium durchgeführt. Mittlerweile sind noch zwei weitere Exemplare, dieses Mal aus dem Bestand von Dr. Schubert, ein Laborrechner Microcombi MC80 und ein Thermostreifendrucker, beide waren Entwicklungshilfsmittel im WTZK, übergeben worden.

Am 06.06.2010 übergaben Dr. Ing Rainer Schubert (links)und ich noch zwei Exponate an den Kustos der Technischen Sammlungen Dresden, Dr. Ralf Pulla. (Mitte)
Foto: A. Kretschmer

Presse und Internet

ansehen: auf blauen Link klicken

10.10.2018 Mitteilungsblatt:
› tsd-12-10-2018/


12.10.2018 Sachsen-Fernsehen:
› technischen-sammlungen-erhaltenen-seltenen-taxameter-aus-den-80er-jahren


10.10.2018 Kunst und Kultur News / Pressemitteilung
› nicht-schummeln-liebling
hierzu unser Faktencheck 1:
› Faktencheck-1


12.10.2018 Oiger:
› fuer-ddr-taxis-begann-1985-die-digitalzeit


12.10.2018 DNN:
› Dresdner-Entwickler-uebergeben-DDR-Taxi-Bordcomputer-an-die-Technischen-Sammlungen


19.01.2019 Oiger:
› wtzk-dresden-vom-militaer-fahrtrainer-bis-zum-taxi-bordrechner/170543


Haufschild:
› Zwei, die nur schwer zusammenkommen konnten


Bildzeitung 12.10.2018:
› Mit-stricknadeln-und-bueroklammern-die-schummel-tricks-der-ddr-taxen
hierzu unser Faktencheck 2:
› Faktencheck-2